Über Angst und die Angst vor der Angst

20.08.2022

Liebe Leser und Leserinnen,

 

gestern habe ich eine aktuelle Dokumentation (von 2022) entdeckt, in der es um Menschen in den heißesten Zonen der Erde geht. Sie heißt "Leben bei 50°" und ist in der ARD-Mediathek zu finden. Die Beschreibung beginnt mit dem Satz:
"Die letzten sieben Jahre waren die heißesten, die jemals in Folge auf unserem Planeten gemessen wurden."
Weiter bin ich nicht gekommen, weil mir schlagartig unzählige Auswirkungen des Klimawandels in allen möglichen Bereichen samt Wechselwirkungen einfielen und wie sie sich gegenseitig verstärken. Und das löste eine Angst aus, die mich wie eine gewaltige Tsunami überflutete. Es war als lasteten Tonnen auf mir, das Atmen fiel mir schwer und es fühlte sich gleichzeitig so an, als würde ich in der Angst ertrinken und als würde sie mich erdrücken. Adrenalin pur!
Die meisten Menschen fürchten die Angst und versuchen sie zu vermeiden, zu unterdrücken oder sich abzulenken. Das kann zu einem Automatismus werden, der Menschen dazu bringt, die Aufmerksamkeit automatisch auf etwas anderes zu lenken, sobald sich Angst bemerkbar macht. Andere setzen sich zur Wehr, indem sie abstreiten, was ihnen Angst macht (z.B. Klima- & Coronaskeptiker) und zum Gegner erklären, wer etwas anderes sagt (Lügenpresse, Mediengläubige und Systemsklawen). Die dritte und vielleicht größte Gruppe der "Angstskeptiker" tut ihr Möglichstes, sich mit angeblicher Vernunft rauszureden. Dabei unterdrücken sie das einzige Gefühl, das uns dazu bringen kann, schlagartig den Hintern zu bewegen, wenn eine ernste Gefahr droht. Wer dieses Gefühl in einer ernstzunehmenden Gefahr besänftigt, der riskiert es, das Wettrennen um Leben und Tod zu verlieren. Und das ist alles andere als vernünftig.
Ich gehe vollkommen anders mit der Angst um, auch wenn sie so übermächtig ist. Dafür nehme ich mir viel Zeit und sorge dafür, dass sie ihre volle Wirkung entfalten kann. Das geht am besten, wenn ich liege und jede körperliche und geistige Ablenkung ausschalte und nur die Atmung kontrolliere. Und dann schau ich mir ganz genau an, was mir soviel Angst macht. Wenn ich auf Ursachen stoße, die nicht wirklich gefährlich sind, wird die Angst kleiner und verschwindet in relativ kurzer Zeit. Wenn die Ursachen allerdings eine echte Bedrohung darstellen, verstärkt sich das Gefühl noch und für eine Weile geht alles drunter und drüber. Einerseits fühle ich mich wie gelähmt, andererseits rasen die Gedanken und reißen sämtliche Grenzen nieder.
Gestern habe ich zwei Stunden gebraucht und in der Nacht noch einmal eine Stunde. Und jetzt sitze ich hier und überarbeite die Homepage. Das war lange überfällig, aber mir fehlte die Motivation und ich hab es von einem auf den anderen Tag geschoben. Das geht jetzt nicht mehr, Angst kann unglaublich motivierend sein. Man muss nur richtig mit ihr umgehen können, nicht nur mit der Angst, sondern mit allen Gefühlen. Sie haben alle einen tiefen Sinn und Zweck, wir haben das einfach nur vergessen. Statt dessen haben wir sie in positiv und negativ eingeteilt und damit eine wichtige Verbindung zu unserer Natur verloren.

 

"I don´t want your hope. I don´t want you to be hopeful,

I want you to panic... - and act as if the house is on fire."

(Greta Thunberg, World Economic Forum 2019)               

 

Greta hatte absolut recht, aber leider ist sie an der Angst vor der Angst der Erwachsenen gescheitert. Die hatten die Hosen so voll, dass sie sich fast nur noch über diesen Satz aufregten. Das zeigt unmissverständlich, was die Menschen am meisten fürchten: Angst.

Selbst Leute, die den Klimawandel durchaus ernst nehmen, haben sich auf diese Aussage von Greta gestürzt und versucht, sie abzumildern, während kaum jemand auf den Rest von Gretas Rede einging. Die Angst vor der Angst hat die Gemüter der allermeisten Menschen mehr in Wallung gebracht als alles andere. Man regt sich nun mal am meisten über das auf, das man am schlimmsten findet. Eindeutiger gehts einfach nicht.