Familie Oster und ihre Insel

Ausrichtung, Konditionierung und Wirkung unserer 'Wirtschaft'

   
Großfamilie Oster lebt auf einer wunderschönen Insel mitten im Meer. Die Eltern erziehen ihre Kinder wie sie schon von ihren Eltern erzogen wurden: Jedes muss für alles bezahlen und dafür Geld verdienen. Außerdem wird ihnen von morgens bis abends mit den ausgefeiltesten Methoden einsuggeriert, wie schön ihr Leben wäre, wenn sie sich all die Wünsche erfüllen, die sich andere ausgedacht haben, damit auch sie etwas verdienen. Also durchsuchen die Kinder die Insel nach Verwertbarem. Dabei fällen sie die Bäume, vergiften die Erde, verbrauchen das Trinkwasser, verpesten die Luft, töten wahllos Tiere und zerstören ihre Lebensräume, verbrauchen verschwenderisch die Vorräte und verteilen Berge von Müll auf der Insel. Was nicht (mehr) ausgebeutet und verwertet werden kann, ist wertlos und wird nicht beachtet.

 

Herr und Frau Oster kennen es einfach nicht anders und glauben, es müsse so sein. Sie sind überzeugt, dass sie ihre Kinder sogar um Belohnung konkurrieren lassen müssen, um deren Ehrgeiz und Leistung zu steigern. Wer zu wenig ausbeutet und verdient, geht am Ende leer aus und verliert alles an die Gewinner.

Diese bauen sich mit ihrer Ausbeute ganze Imperien auf, leben wie die Maden im Speck und lassen die anderen für sich arbeiten, während die Verlierer oft ausgeschlossen sind, krank und unterernährt in Unterkünften aus Müll im Müll leben und weder Zugang zu medizinischer Versorgung, noch Bildung oder sogar Wasser haben.

 

Und alle leben in ihrer eigenen Welt und glauben, dass es so sein muss wie sie es gelernt haben. Dann kommt, 

was kommen muss: Die wunderschöne Insel verwandelt sich mehr und mehr in totes Land voll stinkenden Müll, die Kinder sind unzufrieden und wollen immer mehr als sie brauchen, spielen sich gegeneinander aus, kämpfen um jeden Vorteil und gehen dabei über Leichen.

 

Herr und Frau Oster beklagen den Zustand ihrer Insel natürlich, aber sie geben den Kindern die Schuld für ihr eigennütziges, rücksichtsloses, zerstörerisches, gieriges und gewalttätiges Verhalten. Sie sagen sich, dass es an der Natur der Kinder läge - und halten weiter an ihrem Erziehungsprogramm fest. Dafür graben sie uralte Moralkeulen aus, die sie fortan vorwurfsvoll schwingen. Es hagelt Belehrungen, Ermahnungen, Anklagen, Vorwürfe, aber wir wissen alle, dass das nichts bringt, solange man die lieben Kleinen zum Kaputtmachen zwingt und sie dann auch noch dafür belohnt. Die einen machen mit, weil sie die Bezahlung brauchen und die anderen, weil sie Lust auf dieses Spiel um Macht und Reichtum haben. Aber die Schuld liegt bei den Eltern, die sich nicht von dieser völlig idiotischen Erziehungsmethode abbringen lassen und nicht mal über neue Methoden nachdenken.

 

Ob Familie Oster ihre Insel noch retten kann hängt davon ab, ob und wann Herr und Frau Oster begreifen, dass ihre Kinder keinen schlechten Charakter haben, sondern durch das Erziehungsprogramm so geprägt werden. Und dass sie das Programm ändern und durch ein funktionierendes ersetzen können - und müssen. So schnell wie möglich. Am besten vorgestern.